Ivy Flindt Interview von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

Ivy Flindt Interview von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

Würdet ihr euch bitte unseren Lesern vorstellen und
uns etwas über euren bisherigen Werdegang erzählen?

Wir sind Cate und Micha von Ivy Flindt, haben 2018
unser Debütalbum IN EVERY MOVE auf eigenem Label Marland Records veröffentlicht, das wir mit dem The Cardigans- Produzenten Per Sunding
in Malmö und Stockholm produziert haben.

Wie war das letzte Jahr für euch? Gab es besondere
Highlights?

Im letzten Jahr hatten wir die ersten
internationalen Bookings und waren auf große Festivals wie das Belladrum Tartan Heart in Schottland
eingeladen. Wir sind mit dem VW Bus selbst hochgefahren und der ist von 1994,
hat also natürlich keine Klimaanlage. Und das bei dem Rekordsommer. Insgesamt:
ne heiße Sache!

Was habt ihr gemacht, bevor ihr ins Musikgeschäft
eingestiegen seid?

Cate: Ich habe studiert: Philosophie, Literatur,
Politik in Deutschland, Malerei in Neuseeland und ich habe eine Zeit lang als Fotomodell
gearbeitet, ich war immer schon ein Tausendsassa. Mich interessiert irgendwie
zu viel. Dann mit den Abschlüssen in der Hand schien es mir nach genauem
Abwägen aller Optionen das Sinnvollste zu sein, eine Band zu gründen.

Micha: Ich habe nie etwas Anständiges gelernt,
sondern Musik auf dem Hamburger Kiez studiert, wie man so sagt!

Es gibt viele Musik-Fans in Europa, die zum ersten
mal etwas über euch Erfahren. Wie würdet ihr eure Musik jemandem beschreiben,
der noch sie noch nie zuvor gehört hat?

Micha: Ich würde sie nicht beschreiben, ich würde
empfehlen, sie anzuhören! Wer The
National
, die Cardigans, Lana del Rey, Sharon van Etten, Beth
Gibbons
, Leonard Cohen und Damien Rice mag, dem könnten auch unsere
Songs gefallen!

Eure aktuelle Single „Give It A Break“ wird zur Zeit
im Radio gespielt. Was glaubt ihr, ist das besondere an diesem Lied, das die
Leute zum Hinhören bringt?

Cate: Das kann ich natürlich nicht sagen, was
anderen an der Musik gefällt, da kann ich nur vermuten. Vielleicht hat sie
etwas Tröstendes. Etwas, das einen aus seiner momentanen Situation fortträgt.

Wer sind eure musikalischen Vorbilder und wo liegen eure
musikalischen Wurzeln? 

Cate: In den kleinen Pausen zum Durchatmen während
der Albumproduktion in Malmö zum Beispiel haben wir viel Conor Obersts wunderbares Album „Upside Down Mountain“ gehört. Auch
PJ 
Harvey
s „Let England Shake“, das mir kurz vor der Abreise aus
Deutschland eine Freundin in die Hand drückte, verbinde ich nun mit den Bildern
von wogenden Weizenfeldern an der schwedischen Küste. Hach. Ich könnt’ gleich
wieder losfahren!

Gibt es irgendeinen Ort an dem ihr gerne spielen
würdet, aber bist jetzt noch nicht die Gelegenheit hattet?

Micha: Als Hamburger Band haben wir uns natürlich
schon länger gewünscht in der Elbphilharmonie zu spielen und nächstes Jahr, am
09.4.2021 geht der Wunsch tatsächlich in Erfüllung! Wir hätten eigentlich
dieses Jahr Ende März in Los Angeles gespielt und hoffen nun sehr, dass das
Reisen und das Spielen bald wieder möglich werden wird!

Das Internet spielt eine immer
größere Rolle im Musikgeschäft. Hat es euch geholfen oder hat es euch
behindert? Wie würdet ihr euch die zukünftige Entwicklung wünschen?

Cate: Ich bin ein analoger
Mensch, verstehe aber, dass das Netz neue Möglichkeiten zur Kommunikation
bietet und den einzelnen Künstler ein Stück weit unabhängiger machen kann, weil
eben der direkte Kontakt zu potentiellen Hörern möglich wird.

Micha: Ich persönlich stehe auf
Schallplatten, auf den Duft von Papier, wenn ich durch Bücher blättere. Auf das
Entwickeln meiner Fotos im eigenen Fotolabor im Keller… Man kann aber im Netz
gut Platten bestellen, z.B. bei der Hamburger Künstlerinitiative www.letsgetphysical.net!
Dort findet man die Webshops vieler Künstler auf einen Blick. Sehr zu
empfehlen!

Wenn ihr die Möglichkeit hättet,
etwas im Musikgeschäft zu verändern, was würde es sein?

Cate: Ich würde mir wüschen für
meine Arbeit mal bezahlt zu werden. Und das ist jetzt natürlich sehr provokant
formuliert! Aber es ist eine prekäre Situation, das Künstlertum. Die
Gesellschaft scheint kaum ein Bewusstsein dafür zu haben, das die Künstler ihre
Kunst nicht als Zeitvertreib, sondern als Beruf ausüben und letztlich dafür
entlohnt werden sollten. Angemessen entlohnt werden sollten. Jetzt in der Krise
wird es doch auch deutlich: Was hilft den Leuten durch den Lockdown? Es ist die
Musik, es ist die Literatur, es ist der Film. Was ist nicht, wie es so schön
heißt, systemrelevant? Es ist die Musik, es ist die Literatur, es ist der Film.

Micha: In Skandinavien zum
Beispiel ist nicht nur die Klassik durchsubventioniert wie bei uns, man erkennt
dort der Popwelt auch eine gesellschaftliche Relevanz zu. Hier in Deutschland
läuft das völlig anders.

Cate: Wie heißt es so schön bei
Paul Klee? „Uns trägt kein Volk!“ Ob man besser fährt, sich damit gleich zu
arrangieren?

Als ein Künstler muss man so
viele Dinge machen, wie Studio-Aufnahmen, eine Tour, Interviews etc. Was liegt euch
am meisten?

Cate: Mir liegt das Musizieren,
das Erspüren, der inneren Notwendigkeit zu folgen.

Micha: Ich bin Musiker geworden,
um Musik zu machen! Das natürlich liegt mir am meisten!

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