Interview mit The Greyhounds

Interview mit The Greyhounds  
Ch.L.: Bitte stellt Euch den Lesern vor und erzählt uns etwas über Eure Geschichte.
T.G.: Wir gründeten die Band 1997 unter dem Namen „Boppin‘ Passions“ als Trio u. spielten in der Anfangsphase ausschließlich authentischen Rockabilly. Kurz nach Bandgründung veröffentlichten wir auf dem legendären US-Plattenlabel „Rockabilly Record Company“ aus Denver unsere erste Single Little Bop Baby (R-504-A). Nach 3 Jahren „Boppin‘ Passions“ entschied sich die Band ein viertes Bandmitglied aufzunehmen (Rhythmus-Gitarre) u. den Bandnamen zu ändern, da man nicht bis ans Ende der Tage erzauthentischen Rockabilly spielen wollte (hiermit war der Name „Boppin Passions“ untrennbar verknüpft),…….die Bandmitglieder hatten einfach eine zu große Assoziation zum Neo-Rockabilly Hype der 80er….., man konnte u. wollte nicht verhindern, dass Elemente der 80er Cat-Bands in den Stil einfließen, so nannte man sich ab dem Jahre 2000 „The Greyhounds“, es war einfach ein neuer Bandname, um der Band mehr musikalische Freiheit zu geben. Es gab in den letzten 10 Jahren der Greyhounds den einen oder anderen Wechsel im Line-Up, der musikalische Weg führte aber stets innovativ im Spektrum des Rockabillies nach vorne u. fand 2010 mit dem neuesten Album „Story of our life“ einen retrospektiven Höhepunkt.

Ch.L.: In Europa hat die Rockabilly Musik viele neue Fans gewonnen, die vielleicht zum ersten Mal von Euch hören. Wie würdest Du die Musik, die Du machst jemandem beschreiben, der Euch noch nie zuvor gesehen oder gehört hat?

T.G.: Eine schweißtreibende Mischung aus Country und Blues, Rock’n’Roll ohne Saxophone oder Klavier bei 200 km/h und ganz viel flache nordfriesische Prärie.

Ch.L.: Welches ist Eure aktuelle CD und wie erfolgreich ist sie?

T.G.: Unser aktuelles Album trägt den Titel „Story of our life“ und ist bislang durchweg positiv aufgenommen worden. Es wurde in manchen Online- Radios schon CD des Monats und hat im größten deutschen Rock’n’Roll- Magazin volle Punktzahl bekommen. Besser geht’s nicht.

Ch.L.: Wie seid Ihr auf den Titel für die CD gekommen und was hat Euch dazu inspiriert?

T.G.: Das war dieses Mal eigentlich recht einfach. Auf der CD befindet sich ein Song namens „Story of my life“ und wir waren alle der Meinung, dass dessen Inhalt nicht nur auf einen individuell sondern auf uns alle zutrifft, so kam es zu dem Titel.

Ch.L.: Schreibt Ihr die Songs selbst und wenn nicht, wie findest Du die Songs für Deine Alben?

T.G.: Der Großteil stammt tatsächlich aus eigener Feder. Die Coversongs, die wir auswählen sind meistens etwas obskurerer Natur und nicht das obligatorische „Blue Suede Shoes“. Wenn diese Songs uns gefallen, sich gut unseren Stempel verpassen lassen und noch etwas unbekannter sind, haben sie gute Chancen in unserem Repertoire zu landen.

Ch.L.: Welches von all den Liedern, die Ihr aufgenommen habt ist Euer Lieblingssong und welche Geschichte steckt dahinter?

T.G.: Wie bei vielen Künstlern eigentlich frei nach der Devise: The last one you wrote is your favourite. Es macht unfassbar Spaß, neues Material zu schreiben und es vor Publikum darzubieten, so dass eigentlich immer die neuesten Songs unsere Lieblingssongs sind.

Ch.L.: Wieviel kreative Kontrolle habt Ihr über Eure Musik?

T.G.: Wir haben totale Kontrolle über alle kreativen Belange der Band, was auch gut so ist.

Ch.L.: Hinter einem Nummer Eins Hit steckt viel Arbeit … was gehört dazu, dass er zur Nummer Eins wird?

T.G.: Viel Arbeit steckt drin ja, aber nicht die des Künstlers. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass man sich in Radioairplay und die Mediacontrol- Charts einkaufen kann. Das Otto- Normal- Publikum interessiert das zwar wenig; für wirklich kreativ arbeitende Künstler ist die Anspruchslosigkeit der Masse manchmal etwas schwer nachzuvollziehen.

Ch.L.: Wie sehr beeinflussen Eure Songs Eure Zuhörer?

T.G.: Wir hoffen doch, dass sie ihre Spuren hinterlassen. Wenn dem Zuhörer die eine oder andere Melodie oder Textpassage nicht mehr aus dem Kopf geht, dann haben wir schon viel erreicht und den Zuhörer schon latent vom Mainstream- Radio entfremdet.

Ch.L.: Das Internet spielt in der Welt der Musik eine immer größere Rolle. Hat Euch das Internet geschadet oder geholfen und wie wünscht Ihr Euch seine zukünftige Entwicklung?

T.G.: Marketing- technisch ist das Internet immer eine große Hilfe. Man hat die Möglichkeit sich in Social Networks zu präsentieren und kann leicht Kontakt mit Veranstaltern und Künstlern rund um den Globus aufnehmen. Allerdings nutzen viele Neider auch dieses Medium, um ihren Frust zu entladen, was zuweilen etwas nervig sein kann, da es einen vom eigentlichen Fokus, dem Musikmachen, ablenkt.
Durch das Internet kommen auch viele Abstauber- Bands dazu, an Gigs hier in unserer Region zu kommen, die wir nicht wahrnehmen konnten. Gut für sie, so haben diejenigen dann auch eine Plattform.

Ch.L.: Zu wem seht Ihr musikalisch auf und woher kommen Eure musikalischen Wurzeln?

T.G.: Das ist bei jedem von uns sehr verschieden. Unser Bandkopf und Bassist Herbert kommt aus der 80er Psychobilly und Neorockabilly- Szene, unser Rhythmusgitarrist Jan kommt vom Punk und Independent- Musik, Nils, der Leadgitarrist, steht auf klassischen Rock’n’Roll und Country, wie Johnny Cash, Eddie Cochran etc. und ich (Gerrit, Drummer) mag 80er Neorockabilly und New Wave, alte Trojan Ska- Sachen, Pop der 60er bis 80er und Singer/ Songwriter- Musik von Nick Cave, Tom Waits usw.

Ch.L.: Was hältst Du von der heutigen Rockabilly Musik im Vergleich zu ihren Wurzeln und wohin glaubt Ihr wird sie sich in der Zukunft entwickeln?

T.G.: Wir glauben und hoffen, dass sauberer, unverzerrter und kraftvoller Rockabilly wieder eine größere Lobby bekommen wird. Momentan ist es so, dass man in der Rockabilly-Szene entweder in Flohmarkt- Klamotten super authentischen Muffelsound produzieren oder dichttätowiert superschnellen Psychobilly spielen muss. In diese Welt passen wir glücklicherweise nicht rein.

Ch.L.: Wenn Ihr die Möglichkeit hättet etwas in der Musikindustrie zu verändern, was wäre das?

T.G.: Es würden wieder Künstler an der Spitze der Charts stehen und nicht die Gewinner von DSDS.

Ch.L.: Als Künstler muss man viele verschieden Dinge tun, wie zum Beispiel Aufnahmen machen, auf Tournee gehen, Interviews geben, usw. Was macht Ihr am Liebsten, welches ist Eure Lieblingsbeschäftigung?

T.G.: Eigentlich gehört dies alles mit zum Spiel aber das Unterwegssein und das Live- Erlebnis ist uns schon am liebsten. Zweifelsfrei.

Ch.L.: Wie seid ihr zum Rockabilly gekommen … gibt es dazu eine Geschichte?

T.G.: Es ist eigentlich viel mehr so, dass der Rockabilly zu uns gekommen ist. Andernfalls wäre es auch nicht möglich, das vier Jungs mit absolut unterschiedlichen Einflüssen zusammenkommen und so homogen und harmonisch Musik machen können. Wir haben das in Fleisch und Blut.

Ch.L.: Bevor Ihr ein bekannt wurdet, haben Dich da Deine Freunde und die Familie unterstützt oder musstest Du kämpfen?

T.G.: Also hier in der norddeutschen Provinz wurde man zuerst sehr belächelt, ehrlicherweise muss man zugeben, auch aus der eigenen Familie u. von Freunden, da hier in der Region eher Proleten-Musik oder belangloser Mainstream „in“ war u. ist. Als das Umfeld aber nach u. nach merkte, der ganze Rockabilly-Wahn hat Struktur, Können u. Beständigkeit, wurden die Lächler weniger u. es kehrte sich um in Bewunderung u. teilweise Neid. Aus der Familie kommt mittlerweile wirklich jede Art der Unterstützung (ein großes „Dankeschön“ an unsere Eltern). Bei den Freunden ist es so, dass sich die „Spreu vom Weizen“ trennte…..!!

Ch.L.: War der Weg zum Erfolg hart oder einfach?

T.G.: Es war alles andere als einfach, da man durch zunehmenden Erfolg immer ernster genommen wurde u. wie eine Ch.L. vorher bereits erwähnt, von vielen Seiten Neid dazukam. Ehemalige, sogenannte Freunde aus u.a. anderen Bands schossen im Internet mit Giftpfeilen, das eine oder andere Bandmitglied schied aus (da es zu viele Gigs wurden u. zu wenig Privatleben übrig blieb) u. zu guter Letzt muss man wirklich als Band permanent versuchen, Qualität zu halten, bzw. zu steigern. Eine Band, die 13 Jahre existiert, wird immer daran arbeiten müssen, für Fans u. Zuschauer interessant zu bleiben, denn es würde weder unser eigenes Ego, noch die Fans auf Dauer befriedigen, wenn wir uns um die eigene Achse drehen, bzw. irgendwann selbst covern.

Ch.L.: Was motiviert Euch? Was hat Euch dazu inspiriert Künstler zu werden?

T.G.: Dazu hat uns eigentlich unser Umfeld und das Leben an sich gebracht. Wenn man kreative Wurzeln hat, muss man nur noch etwas an sich arbeiten, um Alltagsgeschehnisse Kunst werden zu lassen.

Ch.L.: Was ist einzigartig an Euch und unterscheidet Euch von anderen Künstlern?

T.G.: Einzigartig an uns ist vor allem, dass wir in keine Schublade, die der Zuhörer und die Musikwelt gerne parat hat, reinpassen. Wir machen keine Kompromisse, versuchen keine alten Helden nachzuahmen, sondern machen unser eigenes Ding. Es ist auch egal, ob Punks, Rockabillies, Kinder oder Rentner vor der Bühne stehen; wir spielen die Songs auf die WIR Lust haben. So kommt es auch dazu, dass die Leute schon aus der Ferne sehen, dass wir zu jeder Sekunde mit Leib und Seele bei der Sache sind. Wir nehmen unseren Job schon ernst.

Ch.L.: Was ist das Beste daran bekannt zu sein und was das Schwerste?

T.G.: Das Beste ist, dass wir kaum einem Veranstalter noch großartig erklären müssen, wer wir sind und was wir machen. Man wird überall dankend aufgenommen und hat sich schon einen Namen erspielt. Schwer ist allerdings, dass dies hin und wieder zu enormen Neidauswüchsen der Mitbewerber führt. Aber was soll’s, Konkurrenz belebt das Geschäft.

Ch.L.: Was war Eure größte Herausforderung im Musikgeschäft?

T.G.: Jeder neue Tag, jedes neue Konzert und jede neue Veröffentlichung sind für uns eine Herausforderung, da wir ja eine recht enge Nische in der Musik bedienen, trotzdem dabei hauptsächlich vor „Normalpublikum“ spielen und dabei, bis auf Label und Vertrieb, komplett alles nach dem DIY- Prinzip erledigen.

Ch.L.: Welche Momente Eurer Karriere sind Euch als Höhepunkte und Erfolge, auf die Ihr stolz seid, besonders in Erinnerung?

T.G.: Recht schwere Ch.L., da es in 13 Jahren echt so viele geworden sind. Hhhmmmm…….. 2008 wurden wir vom NDR gefragt, ob wir den Alt-Rocker Peter Kraus in einer TV-Show begleiten würden…..dort hatten wir wohl mit vielen 100 000 Zuschauern medientechnisch die größte bisherige Präsenz, zu den tollsten Live-Gigs kann man wohl eines der größten Rockabilly-Festivals in Europa, den Walldorf Weekender 2003, zählen, hier spielten wir mit Größen wie Ray Campi aus Austin, Texas u. anderen bekannten Musikern der Szene. Es waren wirklich zu viele Gigs, um weiter ins Detail zu gehen. Ziemlich frisch in Erinnerung ist uns allerdings der Auftritt mit einem Musiker der norddeutschen Kultband „Ton Steine Scherben (Rio Reiser)“, mit ihm spielten wir auf der Hallig Langeness im April 2010 zusammen.

Ch.L.: Wer sind Eure schärfsten Kritiker, Ihr selbst oder Andere?

T.G.: Definitiv wir selbst. Wir hauen uns für Schnapsideen bei Zeiten schon mal ordentlich gegenseitig in die Pfanne, haha…

Ch.L.: Wenn Ihr frei habt, wie entspannt Ihr Euch am Liebsten?

T.G.: Herbert mit Sport, Jan mit dem Basteln an Autos, Gerrit liest Unmengen und Nils legt nur selten die Gitarre aus der Hand.

Ch.L.: Gibt es etwas in Eurem Leben, das Ihr ändern würdet wenn Ihr es könntet?

T.G.: Für meine Person (Herbert) kann ich dazu sagen, ich würde ein Leben im Süden in der Wärme lieben….das wäre das Größte u. mein Traum außerhalb der Musik, da ich die Kälte in Norddeutschland hasse. Aber da müsste meine Band schon mitkommen u. das wird wohl nichts. Viell. werde ich im Alter, wenn es die Band nicht mehr gibt, dorthin auswandern……

Ch.L.: Was war die größte Enttäuschung in Eurem Leben?

T.G.: Einige Freunde…….diese schossen aus Neid- u. Eifersucht über den unerwarteten Erfolg der Greyhounds zum Teil anonym im Internet. Der Spruch „Wer Erfolg hat, braucht sich um Neider nicht zu kümmern“, bekam eine ganz andere Qualität.

Ch.L.: Wenn Ihr auf Tournee seid, habt Ihr dann Zeit auch Tourist zu spielen?

T.G.: Wenig, allerdings hat man schon unzählige Orte gesehen an die man ohne die Musik niemals gelangt wäre, wie z.B. die Hallig Langeneß oder den Demeter- Hof von Fernsehmoderator Dieter Moor in Brandenburg, um nur zwei zu nennen…

Ch.L.: Können sich Eure Europäischen Fans auf ein Konzert mit Euch in der Zukunft freuen?

T.G.: Da Hessen (Bad Arolsen) ja auch zu Europa gehört…grins….ja!!!

Ch.L.: Heute holen sich viele Musikfans ihre Informationen über Künstler aus dem Internet. Habt Ihr eine eigene Webseite und welche Informationen über Euch können die Fans im Internet finden?

T.G.: Wir sind recht gut im Netz vertreten, eine Homepage ( www.the-greyhounds.de ) u. eine MySpace Seite ( http://www.myspace.com/greyhoundsrockabilly ) sollten den Bedarf an Musik u. Informationen über die Greyhounds eigentlich zu genüge befriedigen.

Ch.L.: Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft?

T.G.: Wenn alles so weiterläuft, sind wir aus musikalischen Gesichtspunkten sehr zufrieden. Genügend Gigs, gute Fans u. Veranstalter…..that’s it!!

Ch.L.: Was war das schönste Kompliment, das Euch ein Fan je gemacht hat?

T.G.: Nach einem Konzert kam einmal eine Frau auf uns zu und erzählte sie habe seit mehreren Jahren Krebs und durch unsere Musik sei sie seit dieser Zeit zum ersten Mal wieder glücklich, das war schon wirklich bewegend und eine große Ehre.

Ch.L.: Habt Ihr einen Lieblingssong, den Ihr nicht aufgenommen habt und wenn Ja, warum nicht?

T.G.: Ein Song namens „I believe in Rock’n’Roll“ haben wir bereits für unser aktuelles Album aufgenommen; allerdings waren wir mit der zu der Aufnahmezeit aktuellen Version dieses Liedes nicht glücklich, deshalb ist er vom Album geflogen. Live ist er allerdings mittlerweile ein Knaller und wird auch definitiv auf der nächsten CD seinen Platz finden.

Ch.L.: Was würdet Ihr gerne Euren Fans sagen?

T.G.: Wir freuen uns auf viele Gigs mit allen, die Lust auf uns haben!!! Bleibt Euch u. wenn Ihr Lust habt, uns treu!!! Wir werden immer und überall vor 30 oder 3000 Leuten alles dafür tun, dass die Leute auf unseren Gigs eine gute Zeit haben, denn darauf kommt’s letztendlich an!!!!!!!

Christian Lamitschka ( Ch.Lamitschka@t-online.de  )
www.MySpace.com/ChristianLamitschka 

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