Zwei
exzellente Singer-Songwriter aus Nashville begeistern in Leipheim
Erfreulich
gefüllt war der kleine Saal im Hotel „Zur Post“ mit Besuchern
aus fern und nah und die erlebten einen sehr intensiven Konzertabend.
Einfühlsam und trotzdem kraftvoll präsentierten sich Thomm Jutz und
Eric Brace mit ihren Songs und ihren markanten Stimmen, begleitet von
ihrem teils filigranen Gitarrenspiel. Dieses wunderschöne Konzert
war ein Hochgenuß, zeigte es doch den weiten Horizont und die
besondere Begabung von Thomm Jutz genauso wie die vielen anderen
Facetten der beiden Musiker.
Und
diese lassen wahrlich aufhören: Im vergangenen Jahr sammelten Thomm
Jutz, Eric Brace und ihr Freund Peter Cooper während vielen
gemeinsamen Nachmittagen mit der damals 91-jährigen Bluegrasslegende
Mac Wiseman dessen Anekdoten aus seiner Lebensgeschichte und seinem
Rückblick auf sein 71 Jahre langes Leben als Musiker. Daraus
entstand dann die Idee, aus den Worten dieser Legende Songs zu
schreiben und sie auf der CD mit dem Titel „I sang song“ zu
veröffentlichen. Mac Wiseman, inzwischen 93jährig, ist der letzte
lebende Musiker der ersten Generation von Bluegrass-Musikern, und
dementsprechend historisch wertvoll ist dieses Material.
Folglich
hat also ein aus dem Schwarzwald stammender Musiker (Thomm ist
gebürtig in Bühl/Baden) Mac Wiseman mit solch einer einmaligen,
musikalischen Autobiographie geehrt! Jutz und Cooper haben die
Melodien dazu selbst geschrieben, dann die hochkarätigsten Musiker
aus Nashville gebucht, um das Material im Tonstudio von Thomm Jutz
aufzunehmen. Gibt es einen größeren Beweis, um seine Leidenschaft
für Musik, seine Liebe und sein Können unter Beweis zu stellen?
Kein Wunder also, dass die langjährigen Kollegen Brace und Cooper
sich mit Jutz zusammengeschlossen haben und sonst bevorzugt als Trio
auftreten.
Auf
solch einem hohen Niveau spielte das Konzert im Gasthaus „Post“
in Leipheim, es war kein Mainstream, aber trotzdem durchaus für
jedermann verständlich, eingängig und unterhaltsam. In dem Song
„Every Pilgrim needs a Highway“ zum Beispiel verarbeitet Thomm
die etwas lustige Begebenheit, dass er einem Obdachlosen ausgerechnet
solch eine Zeitung abkaufte, die es an jeder Ecke in Nashville
kostenlos gab. In „Midnight 402“ träumt er von den Zielen, die
die vorbeifahrenden Züge wohl haben könnten, die Sehnsucht nach der
Ferne wächst stetig. Aus der CD „The Comeback Album“ von Brace
und Cooper tragen die Musiker den Titel „Boxcars“ vor, in dem
jemand nie sich selbst in die Verantwortung nimmt, sondern die
sogenannte Schuld immer bei den Mitmenschen sucht.
Anfang
nächstes Jahr wird die CD „Riverland“ erscheinen. Dafür haben
sich die Musiker intensiv mit dem Nordamerikas größtem Fluss, dem
Mississippi beschäftigt. Persönliche Eindrücke sowie historische
Überlieferungen über das Leben verfassten sie in Songs und stellten
einige davon an diesem Abend vor. Genauso wie auch Perlen anderer
Songwriter: Thomm Jutz ehrte seinen verstorbenen Freund Richard
Dobson, John Hartford kam genauso zu Ehren wie die Legenden Tom T.
Hall oder Herb Pedersen mit „Wait a minute“.
Der
Kötzer Club war seit drei Jahrzehnten eng mit dem im Dezember 2016
verstorbenen texanischen Songwriter Richard Dobson verbunden. Thomm
Jutz seinerseits war ein guter Freund von Richard und Edith Dobson.
Gegen Ende des Konzertes kam es auf der Bühne zu einer Begegnung
dieser beiden Freunde, bei der Edith Thomm eine Gitarre von Richard
überreichte. Welch emotionaler Moment! Richard zu Ehren spielte er
darauf „Forever, for always, for certain“. Und in die Reihe solch
großer Songwriter gehört allen voran auch Guy Clark, seinen Hit „L.
A. Freeway“ haben die Musiker als weitere Zugabe auserkoren. Somit
wurde dieses hochkarätige, wunderschöne Konzert auch auf höchstem
Niveau beendet.
Regine Maier für Country Music News International Magazine & Radio Show
Foto (c)Peter Wroblewski