Puder Interview von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

Puder Interview von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

1. Würdest du dich
bitte unseren Lesern vorstellen und uns etwas über deinen bisherigen Werdegang
erzählen?
Ich bin
Catharina Boutari aka Puder, singe seit meinem 14.Lebensjahr in Bands. Habe
einen ägyptischen Vater und eine deutsche Mutter, bin in der Nähe von Köln groß
geworden und mit 20 nach Hamburg gezogen. Ich bin Songwriterin, Gitarristin,
Labelchefin, Opernregisseurin und bezeichne mich als Popaktivistin. Mein
aktuelles Musikformat “Die Session Tapes” habe ich mir 2016
ausgedacht. Hierfür lade ich mir musikalische Sparringspartner ein, um mit
ihnen (ohne Vorbereitung) in 10 Tagen Songs zu schreiben, diese mit weiteren
Musikerinnen zu proben und am Ende live im Studio, mit Gästen im Aufnahmeraum,
aufzunehmen. Das ist ein wahnsinniger Trip. Total spannend und die Songs, die
dabei entstehen, platzen vor Lebendigkeit und Emotion.

2. Wie bist du zur Musik gekommen? Gibt es
dazu eine Geschichte?

Das verrückte ist, ich wollte nie Sängerin werden. Hab
zwar mit 12 Voll-Playback zu meinen Lieblingssongs gesungen und mich und meine
lautlosen Lippenbewegungen im Spiegel betrachtet, aber Sängerin werden? Nein!
Dann ließ ich mich dazu überreden, bei einer Band, die eine Sängerin suchten,
zur Probe zu kommen. Ich hab vor lauter Aufregung schief gesungen und war
gleichzeitig schockverliebt. Songs schreiben, texten, hier verbanden sich viele
meiner Interessen und ich entschied mich spontan um: Das war ab jetzt alles,
was ich machen wollte. Kitschig, aber wahr.

3. Wie war das letzte
Jahr für dich? Gab es besondere Highlights?
Das letzte Jahr
hat langsam an Fahrt gewonnen. Bis Mai wusste ich nicht, wohin ich überhaupt
will und habe es zum ersten Mal geschafft einfach abzuwarten. Dann ist mir Mut
gemacht worden meine “Session Tapes Idee” wieder aufzunehmen. Diesen
Anstubser von außen habe ich gebraucht um loszulaufen. Schwups waren drei
Runden geplant und die erste im Oktober, hier in Hamburg, gemacht. Das neue Mini-Album
ist das Ergebnis. Den Rest des Jahres habe ich dann mit dem Mix der Songs und
dem Schnitt des Films verbracht.

4. Wie würdest du deine Musik jemandem beschreiben,
der noch sie noch nie zuvor gehört hat?
Grown Up female Pop. Für Fans von Florence &
the machine, Kat Frankie, Joan as policewoman und Kate Tempest oder Patti
Smith.

5. Deine aktuelle
Single. Was glaubst du, ist das besondere an diesem Lied, das die Leute zum
hinhören bringt?
Meine aktuelle
Single heißt “Nackt” und ist sehr klar und ruhig. Der Text geht
äußerst sparsam mit Worten um und beschränkt sich nur auf ein paar fundamentale
Aussagen. Mir gefallen die Eröffnungsakkorde auf dem Klavier sehr. Sie haben
etwas schmerzlich Erhabenes. Und dann singe ich: Und wenn wir gehen dann sind
wir nackt. Zu Beginn habe ich mich kaum getraut diese Zeilen zu singen. Als ob
mir die anderen Menschen in diesem Moment bis in die tiefste Ecke meiner Seele
schauen können. Ich musste mich richtig zusammenreißen den Mund aufzumachen.

6. Wie bist du auf
den Album-Titel gekommen? Was hat dich dazu inspiriert?

Mein Album heißt
“Geschichten vom Ende der Welt”. Die Idee dazu kam mir während des
Songwritings. Ich hab mir meine fünf Texte und ihre Geschichten angesehen und
bemerkt, dass sie alle in einer Zwischenwelt spielen. Etwas altes geht zu Ende
und wir wissen noch nicht wohin das Neue führen wird. Das lässt sich für mich
ganz real auf die Situation in unserer Welt übertragen. Viele Dinge können so
nicht weiter gehen, dann gehen wir und die Welt hops. Ich habe die Hoffnung,
dass das Neue, das Unbekannte gut sein wird.


7. Schreibst du deine
Lieder selber?
Ja. Immer. Von
Anfang an. Gerne auch im Team. Ich liebe es, mir kreativ mit jemand anderem die
Bälle zuzuwerfen.

 

8. Erzähl uns von den Songs auf deinem Album.Das Album hat nur 5 Songs
die aber zusammen schon über 22 Minuten lang sind.„Buddy“, der Opener ist ein fiebriges, free-jazziges Stück. Und eine irrwitzige
Spoken-Word-Performance, in der mitten hinein führt in ein positiv flirrendes
Straßenhappening, in ein optimistisches Endzeitspektakel. Niemand weiß, was los
ist. Und alle machen mit. Auch das Live-Publikum, welches bei den Aufnahmen im
Studio mit dabei war, als ausrastende Menge. Ein Song, in dem die Luft brennt.

„Haus im Wald“ ist eindunkel schunkelnder Folk-Walzer, der die Versunkenheit
eines Bon Iver mit der Tragik einer Billie Holiday verquickt. Sehnsüchte nach
der einsamen Blockhütte im Wald verbinden sich mit Weissagungen Grimm’scher
Märchen. Ein Gutenachtlied, das einen nicht schlafen lässt – mit einem betörend
tiefem Gesang, changierend zwischen Englisch und Deutsch, und mit irritierenden
Sounds, die auch schon einmal von einem Küchensieb stammen können.

„Still Be Here“ erzählt von einem, der auszieht, die Welt zu entdecken. Und von dem
anderen, der zuhause bleibt als Anker. Zwei Zustände. Staunen und Straucheln
des Umtriebigen, und das daheimgebliebene Ich schickt voller Wärme die
Botschaft hinaus: „I’ll still be here“. Ein Liebeslied, das die Freiheit
feiert.

„Big Man“ ist der Bluesrocker der „Session Tapes 3“. Das Volumen wird rau
aufgedreht. Ich prangere als wütende Rachegöttin die herrschsüchtigen Männer
auf unserem Globus an. Rock ‘n’ Roll kennt kein Pardon. Ich singe: „Big liar,
big face, big ass“. Eine satt groovende Abrechnung.

„Nackt“setzt dem aufgepeitschten Treiben unserer Tage das
universell Menschliche entgegen. „Und wenn wir lieben, sind wir nackt“. Sachte
flüsternd beruhige ich jene, die nur noch lautstark platte Parolen rufen
können.

9. Arbeitest du an einem
neuen Album? (Wenn ja) Kannst du uns etwas darüber erzählen?
Nach dem Release ist vor dem Release. Dieses Jahr wird es noch zwei weitere
Session Tapes Runden geben. Eine im April in Amsterdam und eine Ende August
wieder in Hamburg als Special: Wir wohnen im Club! und die Fans können uns dort
besuchen. Die Songs beider Runden werden dann als ein Album Ende des Jahres
veröffentlicht.

10. Wenn du die Möglichkeit hättest, etwas im Musikgeschäft zu verändern, was
würde es sein?
Ich würde mir wünschen, dass alle den Wert von Musik und Kunst wieder
erkennen und bereit sind für Kultur zu bezahlen. Denn wir MusikerInnen
gestalten den Soundtrack des Lebens. Die Musik, die die Menschen durch den Tag
und die Nacht bringt. Da das Internet alles umsonst verfügbar macht, besteht
keine Notwendigkeit mehr Musik physisch zu kaufen. Das passiert nicht aus bösem
Willen, sondern einfach, weil es geht und praktisch ist. Doch wir KünstlerInnen
brauchen ausreichenden finanziellen Support, um unsere Kunst/Musik machen zu können.
Den Wert eines Latte Macciatos im Monat an den oder die LieblingskünstlerIn.
Support your local artists!   

11. Was war deine
größte Herausforderung im Musikgeschäft?  
Ich würde besser sagen: Was
ist deine größte Herausforderung Die Langstrecke zu laufen. Über ganz lange
Zeit dranzubleiben. Die Energie zu haben, immer die nächste Hürde zu nehmen.  

12. Wenn du Zeit für
dich hast, wie entspannst du dann?
Zeit für mich habe ich zum Beispiel wenn ich im Urlaub bin. Da liege ich im Schatten
am Strand, lese, schlafe, oder schaue ins Nichts und bin glücklich weder denken
noch mich bewegen zu müssen. Sonne, Wärme, Wasser und dieses Nichtstun machen
mich extrem glücklich und sind meine ultimative Form von Erholung.

In Hamburg liebe ich es auf dem Bett zu liegen und Filme zu gucken oder ins
Kino zu gehen. Das sind meine kleinen Fluchten.

13. Gibt es irgendeinen Ort an dem du
gerne spielen würdest, aber bist jetzt noch nicht die Gelegenheit hattest?

Eine Australientour wäre wundervoll. Und auf der
Rückreise schaue ich dann auf den Cook Islands vorbei.

14. Was war das
größte Kompliment, das dir je ein Fan gemacht hat?
Als ich einmal von
meinem Freund getrennt war habe ich aus Wut und Schmerz ein Lied mit einem
krassen Refrain geschrieben. Dieses Lied auf der Bühne zu singen war meine Form
mich dieser unkontrollierten Situation erwehren zu können. Nach einem Konzert
kam ein Fan auf mich zu und bedankte sich für dieses Lied. Er hätte das seinem
Mitbewohner vorgespielt, auf den der Text genau passte, damit der mal sieht,
was er so mit seinem Verhalten seiner Freundin gegenüber anstellt. Das fand ich
großartig.

15. Wie schaffst du es Mutter und Partnerin und
Künstlerin zu sein?
Gute Frage! Der
Wahnsinn hat Methode. Kinder bringen dich unglaublich schnell auf den Boden der
Tatsachen zurück. Ich habe in den letzten Jahren gelernt sofort die Rollen
wechseln zu können. Mein Freund versteht mich. Er ist auch Musiker und
Produzent.

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