Nur in Mississippi

Nur
in Mississippi

Als
amerikanisches Reiseziel fällt Mississippi nur Wenigen ein. Dabei
hat der Staat im tiefsten Süden am gleichnamigen Strom eine ganze
Menge Einzigartiges zu bieten: an Musik, Geschichte und ganz bestimmt
auch Sonderbarem.
In Mississippi findet man die Lebensart des „Deep South“ so stark
und ursprünglich wie nirgendwo sonst. Der Akzent ist besonders
„southern“, die Küche sowieso: Man isst Barbecue oder Catfish
und trinkt Eistee dazu. Der Staat, der den Mississippi River zu
seiner Westgrenze hat und mit den Stränden am Golf von Mexiko im
Süden endet, mag der wirtschaftlich ärmste der USA sein. Kulturell
und geschichtlich aber sucht er seinesgleichen: Hier entstand und
lebt bis heute der Blues, tobten im Bürgerkrieg große Schlachten.
Man ist stolz darauf, die Dinge viel gemütlicher als im Norden
anzugehen. In Sachen „Southern hospitality“ – der legendären
Gastfreundschaft der Südstaaten – lässt man sich in Mississippi
ganz bestimmt nicht lumpen. Diese Mentalität bringt mancherlei
Einzigartiges hervor.
100 Jahre ohne Nationalfeiertag: Ziemlich genau 150 Jahre ist
es her, dass der Mississippi-Hafen Vicksburg fiel. Die Nordstaatler
zwangen die Konföderierten, ausgerechnet am 4. Juli zu kapitulieren.
Zusammen mit der Niederlage von Gettysburg am Vortag leitete diese
Demütigung des Jahres 1863 die Wende des Kriegsglücks ein. Der
Süden konnte sich davon nie mehr erholen. Für die Bürger von
Vicksburg Grund genug, den amerikanischen Nationalfeiertag 100 Jahre
lang nicht zu feiern.
Finger Gottes: Auf dem Turm der um 1860 gebauten First
Presbyterian Church in Port Gibson sucht man vergebens nach dem
Wetterhahn. Hier zeigt Gottes Zeigefinger vergoldet zum Himmel.
Gleich zwei Könige: Der eine kam 1935 in einem ärmlichen
Haus in Tupelo zur Welt. Die erste Gitarre bekam „The King of Rock
‘n‘ Roll“ noch in seiner Heimatstadt – eigentlich wollte er
ein Gewehr, aber Mutter Gladys überredete ihn zur musikalischen
Alternative. Er soll dann „That‘s All Right“ gerufen haben,
aber das ist eine Lüge. Wahr ist: Elvis Presleys winziges
Geburtshaus kann man besichtigen. Der andere König von Mississippi
wurde 1925 geboren, auch er nicht gerade unter standesgemäßen
Umständen: Riley B. King aus Itta Bena war in jungen Jahren
Baumwollpflücker. Schon bald aber sollte er als B.B. King den Blues
regieren. Das doppelte B steht schlicht für „blues boy“. In
Indianola erzählt das B.B. King Museum die ganze Geschichte.
Ein Delta ohne Meer: Das Museum in Indianola erklärt auch das
Mississippi Delta. Der Name täuscht, denn diese Landschaft liegt gut
300 Kilometer von der Küste entfernt. Früher, als es die Deiche
noch nicht gab, trat der Ol‘ Man River jährlich über die Ufer und
nahm sich sein Schwemmland. Das sah dann aus wie ein Meer und schuf
einen Ackerboden, der zu den fruchtbarsten der Welt zählt. Hier
gedeiht Baumwolle, die Mississippi einst sagenhaft reich machte. Und
der Blues, den die Arbeiter früher auf dem Feld sangen.
Mississippi Blues Trail: Informationstafeln stehen an den
Spuren des Blues. Die blauen „Marker“ finden sich an legendären
Clubs, Geburtsorten von Musikern, Plattenstudios und Museen. Schon
mehr als 160 Schilder sind aufgestellt und unter www.msbluestrail.org
verzeichnet. Auf dieser Website hört man auch gleich die Musik dazu.
Kein anderer Staat in den USA zählt noch mehr Wallfahrtsstätten des
Blues. Und nirgendwo sonst gibt es von Frühling bis Herbst so viele
Blues-Festivals.
Drei Gräber für den Teufelsgitarristen: Für den Blues soll
der 1911 in Hazlehurst geborene Robert Johnson seine Seele dem Teufel
verkauft haben. In Clarksdale erinnern zwei gekreuzte Gitarren an den
Deal. Johnson nahm Ur-Songs des Blues auf, die Eric Clapton, Bob
Dylan und die Rolling Stones nachgesungen haben. Das Gift eines
eifersüchtigen Ehemanns brachte 1938 des Teufels Gitarristen zu
Boden. An gleich drei Orten rund um Greenwood findet man seine letzte
Ruhestätte.
Pfad der Freiheit: Am Freedom Trail erklären Infotafeln
wichtige Schauplätze der Bürgerrechtsbewegung. Der Kampf
afroamerikanischer Bürger um ihre Rechte in den 1960er-Jahren war in
Mississippi besonders hart. Ein Denkmal vor der University of
Mississippi in Oxford erinnert daran, wie sich James Meredith 1962
als erster Student dunkler Hautfarbe in die Traditionsuniversität
mit dem Kosenamen Ole Miss einschrieb: unter Militärschutz. Die
Rassentrennung gibt es in den USA längst nicht mehr. Mississippi
versteckt seine schwierige Geschichte nicht, sondern beleuchtet sie –
eben auch mit dem Freedom Trail.
Tanzende Eichen: In einem Staat voller Musik tanzt sogar die
Begrünung. Im Jahr 2010 vollendete der kalifornische Stararchitekt
Frank Gehry das Ohr-O’Keefe Museum of Art für den „verrückten
Töpfer von Biloxi“. George Ohr zählte zu den Begründern moderner
amerikanischer Kunst. Andy Warhol sammelte seine Keramiken. Gehry
stellte die fünf Bauten in einen Eichenhain am Strand der Golfküste.
Die Bäume „tanzen“ mit den Museumsbauten.
Mississippi ist aus Europa mit einmaligem Umsteigen gut erreichbar:
über die Flughäfen der Hauptstadt Jackson und der Küste in
Gulfport sowie über den Memphis International Airport im
Nachbarstaat Tennessee gleich hinter der Nordgrenze.
Reiseinformationen: Verkehrsbüro
Memphis & Mississippi, Horstheider Weg 106a, 33613 Bielefeld,
Deutschland, Tel. 0521-986-0420, www.memphis-mississippi.de.

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