Interview mit Lucie Diamond beim 39. CRS, 2008 Ch.L.: Lucy, willkommen in Nashville und willkommen beim CountryHome Magazine. Du kommst aus Gro゚britannien. Was hat dich nach Nashville gefhrt?
L: Ich bin eigentlich schon viermal in Nashville gewesen.
Ich schreibe hier sehr viel und ich habe auch schon viele Shows gemacht. Deshalb bin ich hier diesmal. Ich schreibe mit echt coolen Leuten hier und ich habe jede Menge Shows.
Das ist schon ein besonderer Ort und fr Countrymusik eben ganz speziell. Und wenn man Countrymusik macht, da muss man einfach hierher kommen. Ich wrde es allen empfehlen, diese Erfahrung unbedingt zu machen und nach Nashville zu kommen. Und au゚erdem geht es nicht nur allein um Countrymusik, da ist noch Vieles mehr, wie du sicher schon selbst gesehen hast.
Das hei゚t hier Music City die Stadt der Musik hier findet man alles rund um die Musik. Ich komme gern hierher, um mir die vielen verschiedenen Bands anzusehen, die hier spielen.
Ch.L.: Es ist schon interessant hier in Nashville jemanden aus Gro゚britannien zu treffen, der extra herkommt um Songs zu schreiben. Ich wei゚, dass du ein spezielles Seminar zum Songschreiben am 5. Mrz hast. Mit wem schreibst du?
L: Wann ist der 5. Mrz? Welchen Tag haben wir heute? Ich wei゚ jetzt nicht genau, mit wem ich da zusammenarbeite.
Ich schreibe hier jeden Tag und habe da etwa 10 Namen.
Ich werde mit Delbert McClinton schreiben, der ist wirklich cool. Vielleicht kennt ihn jemand von euch. Ich werde mit ihm an einem dieser Tage schreibe. Da sind aber noch andere richtig gute Songschreiber hier, die ganz gro゚e Hits hatten, die die Leute wirklich kennen. Das wird alles eine ganz gro゚e Erfahrung fr mich.
Ich schreibe in Gro゚britannien und habe da viele Leute, mit denen ich arbeite. Ich schreibe aber auch allein. Hierher zu kommen und Songs zu schreiben, ist aber total anders. Nashville ist eine richtige Song-Schreiber-Stadt. Du gehst da mit jemandem in einen Raum, den du berhaupt nicht kennst, und innerhalb von 2 bis 3 Stunden soll dann ein Song fertig sein. So fix geht das in England mit dem Songschreiben nicht immer. Man muss schon sehr diszipliniert und auf Zack sein.
Ch.L.: Was machst du 2008 in Nashville, warum bist du hier?
L.: 2008 mchte ich mein Album I want to be rich, das im vorigen Jahr verffentlicht wurde, promoten..
Dann sind da jede Menge Shows, nicht nur in Gro゚britannien, aber auch in Frankreich und Litauen.
Ich bin gerade von Deutschland gekommen nach einer Promotour mit vielen Shows. Wir spielen an vielen Orten und ich mache da viele Shows gemeinsam mit meiner Band.
Ch.L.: Wie bekannt ist Countrymusik in Gro゚britannien?
L.: Sie ist nicht so bekannt. Die Wahrnehmung der Countrymusik bezieht sich auf den traditionellen Country- und Westernstil. Da gibt es so Inseln in Europa, wo man so richtig dem Country- und Westernstil frnt, mit allem, was es gibt wie Kleidung, Tanz usw. Es gibt wenige Knstler, die sich an der amerikanischen Countrymusik orientieren. Das ist so meine Musikrichtung. Das Profil der Countrymusik wird zunehmend breiter und ich mchte da mitmischen. Ich mchte den Leuten gern zeigen, dass sich die Countrymusik weiter entwickelt hat und ich mchte sie wissen lassen, dass das richtig gut ist.
Ch.L.: Kannst du dich an deinen ersten Aufenthalt in Nashville erinnern?
L.: Ja, klar, ich hatte furchtbare Angst. (lacht) Ich hatte echt Muffensausen. Es war irgendwie unheimlich, weil, wenn man Countrymusik singt, dann muss man unwillkrlich nach Nashville als dem Zentrum. Ich fhlte mich furchtbar unter Druck gesetzt. Ich hatte dann einige Schreibseminare und einige Shows. Meine erste Show in Nashville war vor Leuten von Country Music Weekly. Alle Journalisten sa゚en da und beobachteten mich. Ich war so erschrocken und aufgeregt und habe dann angefangen, meinen ersten Song zu singen. Dann fiel alles ab von mir und die Show lief ganz gut. Den Leuten hat es gefallen und danach wollten alle ein Autogramm von mir. Sie baten mich auch, meine CD zu signieren. Das klappte also hervorragend. Am Ende hatte ich mich dann an das Flair und das ganze Drumherum gewhnt. Die Leute sind hier schon OK.
Ch.L.: Bist du schon hier in Nashville und Umgebung aufgetreten?
L.: Ja, da kommen schon einige Shows zusammen, auch mit der Band. Es ist hier alles ein bisschen anders. Ich spiele hier nicht so viel wie in Gro゚britannien, weil sie meist gro゚e Shows ansetzten, so mache ich dann eben gro゚e Shows. Aber hier mache ich so Sachen wie das Song-Schreiber-Seminar, wo ich mein neues Material ausprobieren kann. Da ist es egal, ob da nur zwei Leute zuhren oder der Barmann da ist. Fr mich ist es wichtig, zu probieren, zu spielen. Ich probiere und singe auch in einer Telefonzelle, wenn es sein muss.
Ch.L.: Fr mich als Deutschen ist Englisch schon nicht so einfach. Wie ist das fr dich, weil es hier in Amerika doch so oft andere Bedeutungen fr englische Wrter gibt?
L.: Ja, genau, das habe ich beim Songschreiben auch schon herausgefunden. Die sagen hier so Sachen wie lets have a bunch of babies (wrtlich:lass uns ein Bndel Babies haben), das wrde bei uns keiner sagen. „Bunch bedeutet bei uns Strau゚ (bunch of flowers = ein Strau゚ Blumen), Bund (bunch of keys = Schlsselbund) oder Traube (bunch of grapes = Weintrauben). Wir benutzen das in Songs nicht.
Wenn da jemand ber Frauen aus dem Sden spricht (Southern women) oder den sdlichen Weg (Southern way), dann wrde das in Europa eine total andere Bedeutung haben. Wenn ich also vom „bunch of babies oder den „Southern women singen wrde, dann wrde das nicht nach einem echten englischen Knstler klingen. Also, habe ich da andere Wege gesucht. Es ist auch lustig mit der Aussprache, das ergibt dann ganz andere Reime im Song.
Ch.L.: Bei den Seminaren fr Songschreiber muss es da ja ziemlich lustig zugehen, wenn da jeder mit einer anderen Bedeutung fr die gleiche Sache ankommt.
L: Ja, also echt, dass kann schon lustig sein. Aber es ist auch eine interessante Erfahrung. Manchmal ergibt sich etwas Lustiges und dann ist es mal OK. Wir haben da einen richtig guten Song, fr den wir eben entscheiden mssen, welches Englisch es sein soll. Ich als Englnderin kann ihn nicht singen. Ich hatte gestern ein Seminar und da wurde ber eine 44er gesprochen, das ist eine Pistole. Das ist aber nicht die Terminologie, die wir in England nutzen. Daher mussten wir den Text ndern, damit auch mehr Fluss reinkam. Na,ja, ich bin Englnderin und was ich singe, muss schon glaubwrdig rberkommen. Ich wrde keinesfalls Redneck Woman singen (redneck bezieht sich auf die Sdstaaten der USA, oft mit einem reaktionren Anstrich, andere ワbersetzung: Prolet). Das knnte ich einfach in England oder Europa nicht singen, wir haben keine „rednecks.
Ch.L.: Da wird es wohl zwei Versionen des Songs geben, einmal fr einen Auftritt zu Hause in Gro゚britannien und einmal fr einen Auftritt in den USA?
L.: Nein, nein, es wird nur einen Text fr den Song geben. Dass, was ich hier performe, den Text habe ich selbst geschrieben.
In Europa singe ich auch Coverversionen, z.B. Songs von Winona, die von hier kommt, von den Dixie Chicks, die du vielleicht kennst, und auch von Tanya Tucker. Ich habe da so verschiedene Songs im Repertoire. Wenn ich hier auftrete, dann bemhe ich mich schon nur Songs zu performen, die ich selbst geschrieben habe oder Songs von meinem Album. Am Freitag bin ich im Bluebird Caf aufgetreten, das ist das Mekka der Songschreiber aus der ganzen Welt. Da habe ich Songs von meinem Album prsentiert.
Ch.L.: Das ist ja fast wie in Deutschland, da performen die Bands auch oft Coverversionen. Wie ist das so in Gro゚britannien?
L.: Ja, das ist bei uns genauso. In Europa und England gibt es aus verschiedenen Grnden diese Coverversionen. Ein Grund ist, dass das Publikum den Text verstehen mchte, die Leute sind nicht so fr neue Sachen zu haben, die sie vom Text her nicht kennen. Dann mchten die Leute tanzen, vor allem Linedancing, wei゚t du…
Ch.L.: Das klingt so, als wrdest du Linedancing sehr mgen…
L.: (lacht) Die Leute mgen Linedancing und sie wollen auch den Song verstehen. Es mag vielleicht frustrierend fr europische Bands sein, wenn sie Coverversionen spielen, aber manchmal kann man dazwischen auch die eigenen, neuen Songs unterbringen. Bei meiner Show sind 5 Coverversionen dabei. Die Leute knnen tanzen und sie knnen auch zu jedem anderen Song von meinem Album tanzen.
Ch.L.: Wie siehst du das, wenn du hier in den Staaten auftrittst und deine eigenen Songs performst, hren dir die Leute hier mehr und aufmerksamer zu als in Europa?
L.: Wei゚t du, das ist wirklich seltsam.
Die Leute hier in Nashville hren sehr genau zu, erfassen jedes einzelne Wort und wenn du z.B. im Bluebird Caf auftrittst, dann ist es da mucksmuschenstill. Ich kann die gleiche Show in Gro゚britannien machen, da werden sich die Leute unterhalten und nicht so genau hinhren.
Es kann schon frustrierend sein, aber du musst das einfach akzeptiere, dass das Publikum nicht zuhren will. Wenn ich Songs schreibe, dann mchte ich den Leuten sagen, was der Hintergrund dafr war, was mich inspiriert hat. Manchmal kann das fr mich schon ziemlich wichtig wesen sein. Oder eine wahre Geschichte bildet den Hintergrund fr einen Song. Wenn ich hier bin und die Geschichte zum Song erzhle und die Leute zuhren, dann wird im Hintergrund die ganze Sache visualisiert. Damit wird das Hrerlebnis des Publikums auf eine ganz andere Ebene gehoben. Vielleicht hrt man in Gro゚britannien einfach nicht genug zu.
Nashville ist eine echte Songschreiber-Stadt, hier wird ein Song geschtzt und sie sehen auch, dass es mehr ist als das blo゚e Schreiben. Man sieht die Disziplin und das handwerkliche Knnen, die einflie゚en. So ist ein Song fr das Publikum hier mehr als in Gro゚britannien. Das Publikum hier ist auch total anders als in England, somit wird auch eine total andere Erfahrung vermittelt. Hier sind eben viele Songschreiber und Snger versammelt.
Ch.L.: So, wenn jemand mehr ber dich erfahren mchte, was kann er tun?
Man kann also meine Website www.luciediamond.com besuchen and ich habe auch eine Seite bei myspace, die richtig cool ist, wenn man in Verbindung kommen will. Ich habe da viel Fanpost, meine Fans schicken mir auch E-Mails unter myspace.com/luciediamond. Ich bin immer bei myspace und ich kommuniziere mit meinen Fans, die mich dann auch ber die Website kontaktieren knnen oder eben ber myspace. Ich werde alle Fragen persnlich beantworten und da sind auch Chats mglich.
Ch.L.: Ich werde ein gro゚es Charity-Projekt, das HELP hei゚t, beginnen, um behinderte Kinder zu untersttzen. Bist du auch aktiv, um behinderten Menschen zu helfen?
L.: Ich mache sehr viel fr behinderte Menschen.
Ich habe einen behinderten Cousin, der an cerebraler Paralyse leidet. Ich kenne mich also gut aus mit Charity-Veranstaltungen und Spendensammlungen, wir haben da schon sehr viel gemacht.
Ich bin in Afrika sehr aktiv. Ich habe mich sehr gefreut, dass man mich angesprochen hat, als Botschafterin fr die Soul Of Africa Kampagne ttig zu sein. Ich darf hier gemeinsam mit Nelson Mandela, Sir Richard Branson und der Leinwandikone Brad Pitt arbeiten. Im September und Oktober des vergangenen Jahres war ich in Mozambique und habe die Opfer von Landminen besucht.
Es gibt immer noch so viele Landminen in Afrika, vielleicht so 100 Millionen. Und der wohl schlimmste Ort ist Mozambique. Es gibt dort noch so unendlich viele Landminen, und Kinder und Familien werden da immer noch tglich schwer verletzt. Wir versuchen dort zu helfen, damit diese Landminen endlich verschwinden. Sir Richard Branson hat die Nutzung von Wrmebildtechnik vorgeschlagen, mit deren Hilfe man vom Helikopter aus die Minen aufspren kann.
Wenn die Landminen erst einmal weg sind, dann soll das Land rekultiviert werden, damit die Menschen wieder selbst Landwirtschaft betreiben knnen, um sich und ihre Familien zu ernhren. Das ist viel besser als stndig auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
Das ist eine Sache, die mir sehr viel bedeutet. Ich habe dabei schon viele wunderbare Menschen kennen gelernt. Ich war auch in einem Waisenhaus, einer Missionssttte fr Kinder, die ihre Eltern wegen der Landminen verloren. Die Kinder waren so toll, sie haben mich echt begeistert. All diese Erlebnisse und meine Aktivitten sind auf der Website. Eine komplette Seite widmet sich meiner Ttigkeit gegen die Landminen.
Ch.L.: Danke fr das Interview, Lucie.
L.: Ich danke dir auch sehr, vielen Dank.
Christian Lamitschka ( Ch.Lamitschka@t-online.de )
www.MySpace.com/ChristianLamitschka