Interview mit FANTAST von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

Interview mit FANTAST von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

Frage: Bitte stelle Dich den Lesern vor und erzähle uns
etwas über deine Geschichte.

Antwort: FANTAST ist ein
Crossover-Trio, das es sich zwischen den Stühlen experimenteller Hip-Hop,
Worldbeats und Alternative/Industrial unbequem macht. Synthesizer treffen auf
Live-Drums, subby Bässe und Lyrics, die sich die Frage nach der eigenen Rolle
im allgegenwärtigen Tanz am Rande des Abgrunds stellen. Wie konnte es nur
soweit kommen und warum machen wir so weiter? Wir sind Wahlwiener in Zeiten
politischer Unruhe, fabrizieren Musik als poetischen Aktivismus. Unsere
energetischen Live-Shows: ein Fest des Empowerments!

Frage: Wie bist Du auf den Titel für die CD gekommen und was
hat Dich dazu inspiriert?

Antwort: Unserer EP heißt
selbstbetitelt FANTAST. Angesichts der täglichen kleinen und großen Niederlagen
dient uns Musik als Instrument für das Schaffen und Entwerfen, Fantasieren und
Einbilden einer anderen Welt. Die EP arbeitet sich an der Unheimlichkeit des
Erinnerns an das eigene Aufwachsen und der Übermacht der Vergangenheit ab, am
endlosen Beschuss durch Retro-Dauerschleifen und Ursprünglichkeitsversprechen. Die
Gegenwart als Zeitmaschine, die nur rückwärts funktioniert. Eingehüllt in die
wohlig warmen Glitzerwelten vergangener Zeiten macht sich eine Melancholie der
Zukunftslosigkeit breit, einer Ernüchterung angesichts der ewigen Wiederkehr
Desselben und des schon längst überwunden Geglaubten.

Frage: Welches von all den Liedern, die Du aufgenommen hast
ist Dein Lieblingssong und welche Geschichte steckt dahinter?

Antwort: Die Single Example
(Erscheinungsdatum: 17.01.2020, Video 24.01.2020) ist ein Anti-Liebeslied an
die Nation, eine Hymne der Trennung, ein Schwur der Untreue, eine Abgrenzung
bis zum Exzess bis die eigene Distanz selbst zur undurchdringbaren Wand wird.
Als dritter Track auf der EP zeigt die Nummer Einflüsse aus Worldbeat und
schafft mit der Kombination aus digitalen und analogen Elementen eine
hypnotische Spirale, die in den Bann zieht. Das Video zur Single fragt nach den
sich mehrenden Grenzen.

Frage: Wieviel kreative Kontrolle hast Du über Deine Musik?

Antwort: In Zusammenarbeit mit
dem Producer Mirac sind für die EP vier Tracks entstanden, welche einen eigenen
Weg durch die heutigen digitalen und analogen Möglichkeiten beschreiten. Bei
der Produktion zwischen Studio und Proberaum wechselnd wurden die Tracks zuerst
in Eigenregie aufgenommen und gemischt und schließlich mit Mirac verfeinert.

Frage: Das Internet spielt in der Welt der Musik eine immer
größere Rolle. Hat Dir das Internet geschadet oder geholfen und wie wünscht Du
Dir seine zukünftige Entwicklung? Wenn Du die Möglichkeit hättest etwas in der
Musikindustrie zu verändern, was wäre das?

Antwort: Auch wir verbreiten
mittlerweile unsere Musik fast ausschließlich über das Internet. Wir selbst
genießen klarerweise jeden Tag die Möglichkeit eine unbegrenzte Vielfalt an
Musik aus der ganzen Welt unkompliziert kennenlernen zu können. Gleichzeitig
befinden wir uns damit aber auch in einer Zwickmühle: als Konsumenten
profitieren wir von der fast kostenlosen Zugänglichkeit von Musik, als
Produzenten spüren wir die Umwälzungen im Musikbusiness immer mehr – und zwar
zum Nachteil für die Musiker. Mit dem Aufkommen der großen Streamingdienste
werden die Bandfinanzen nicht rosiger. Hat man vor nicht allzu langer Zeit auch
als unbekanntere Band über den Verkauf von Tonträgern etwas Geld in die
Bandkassa bekommen, fällt diese Einnahmequelle für viele nun weg.

Frage: Zu wem siehst Du musikalisch auf und woher kommen
Deine musikalischen Wurzeln?

Antwort: Wir holen uns
grundsätzlich Einflüsse aus einer Vielzahl an Genres, kennen dabei eigentlich
wenig Selbstbeherrschung und tauchen auch gerne mal richtig in für uns Neues
ein. Ein Dauerbrenner bei uns ist sicher US-amerikanischer Hip-Hop, etwa
Musiker wie Vince Staples, Danny Brown oder Kendrick Lamar. Wer unsere Nummern
hört, wird aber unschwer auch Einflüsse der Künstlerin Karin
Dreijer und ihrer MusikprojekteThe Knife und Fever Ray erkennen oder
den Vibe von LCD Syoundsystem. Eine Offenbarung für uns in den letzten Jahren
waren sicher auch die unterschiedlichsten Formen afrikanischer Musik – Afrobeat,
Tuareg-Rock oder Afrofunk. Genial sind auch deren Neuinterpretationen in der 80er
Jahre von Band wie wie Talking Heads oder Paul Simon.

Frage: Als Künstler muss man viele verschieden Dinge tun,
wie zum Beispiel Aufnahmen machen, auf Tournee gehen, Interviews geben, usw.
Was machst Du am Liebsten, welches ist Deine Lieblingsbeschäftigung?

Antwort: Die Live-Situation ist
für uns immer wieder eine besondere Erfahrung, die man aus dem Alltag sonst
nicht kennt. Ein positive Anspannung, die durchaus auch in Euphorie umschlagen
kann, auch wenn die Zeit auf der Bühne dann immer ganz kurz erscheint. Der
kreative Schaffensprozess ist zwar auch immer eine kleine Tortur und
langwierig. Eine neue Idee zu haben, von der wir überzeugt sind, daran zu
arbeiten und die Nummer eventuell als gelungen bezeichnen zu können, ist jedoch
eine der schönsten Erfahrungen, die uns Musik bietet.

Frage: Was motiviert Dich? Was hat Dich dazu inspiriert
Künstler zu werden?

Antwort: Musik kann für uns
vieles gleichzeitig: Was Musik vom Alltag unterscheidet ist für uns sicher die
Möglichkeit, in unterschiedliche Gefühlswelten eintauchen und auch mitunter abstürzen
zu können. Gleichzeitig können wir uns mit Musik stetig weiterentwickeln, immer
wieder Neues entdecken und uns auch selbst neu erfahren. Nicht zuletzt sehen
wir unsere Musik auch als politischen Ausdruck und können, wie man auch unseren
Texten anhört.

Frage: Welche Pläne hast Du für die Zukunft?

Antwort: Nach Konzerten in Österreich
und einer ersten Single-Veröffentlichung im Jahr 2018 erscheint nun unsere
erste EP (Erscheinungsdatum: 14.02.2020). Konzerte in Österreich, Deutschland
und Tschechien in den nächsten Monaten sind fixiert. Ein Album wir noch heuer
erscheinen.

Frage: Was war das schönste Kompliment, das Dir ein Fan je
gemacht hat?

Antwort: Kann ich die Telefonnummer deines Bandkollegen
haben?

Christian Lamitschka ( Ch.Lamitschka@t-online.de )

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