Interview mit Bob Wootton

Interview mit Bob Wootton beim 39. CRS, 2008

C.L.: Bob, kannst du dich bitte für unsere jüngeren Leser vorstellen?
B.W.: Klar. Ich habe für Johnny Cash von September 68 bis er 98 aufgehört hat Gitarre gespielt. Ich habe da Luther Perkins Platz eingenommen, der mit Johnny Cash und Marshall Grant mit den Tennessee Three begonnen hatte, Musik zu machen. Er war im August 68 bei einem Hausbrand gestorben. Ich war da zufällig bei einer Show und da konnte keiner außer dem Drummer W.S. Holland spielen. So bin ich auf die Bühne gegangen und habe Gitarre gespielt. Dann haben sie noch einen Bassgitarristen gefunden und ich bin dann 30 Jahre lang geblieben. Das war richtig toll.
C.L.: Hast du einige gute Johnny Cash Stories auf Lager, die noch nicht erzählt wurden?
B.W.: Wir verließen einmal Las Vegas mit dem Bus und Junes Tochter holte gerade für John und June Kaffee, als eine Frau in ihrem Wagen direkt vor dem Bus ausscherte. Der Fahrer ging voll auf die Bremsen und verfehlte das Auto nur knapp. Rosy ging aber mit dem Kaffe gerade den Gang im Bus entlang, sie flog förmlich durch den Bus mit ihrem Kaffee, den sie über John und June kippte. Rosy landete dann beim Fahrer und John sagte nur: „Das war eine olympiareife Leistung.” Er hatte einen wahrlich merkwürdigen Sinn für Humor. Manchmal kam er in den Umkleideraum und wenn er seine Hände auf dem Rücken hatte und so einen merkwürdigen Gesichtsausdruck, dann wusste man, er hat etwas vor. Er würde dann eine Orange nehmen und sie so lange bearbeiten, bis sie im Inneren richtig saftig war. Er würde auch zu einer Cola greifen, sie schütteln, und wenn er in den Umkleideraum reinkommt, sieht dich da sitzen, dann würde er die Cola an die Wand werfen und alles und jeder würden vollgespritzt werden, selbst die Bühnenbekleidung. Ich habe also immer aufgepasst, wenn er einen Raum betrat, dann würde ich von der Wand fern gehalten haben.. Er glaubte, dass dies alles ungemein witzig war. Tja, und beim ersten Male war es auch witzig, aber dann war das echt schlimm. Man ging auf die Bühne und die Hände waren total klebrig und die Klamotten waren schmutzig. Er hatte einen merkwürdigen Sinn für Humor. Er wollte ein Bandit, ein Outlaw, sein, aber er hatte einfach nicht das Zeug dazu. Aber er WOLLTE eben einer sein. Wäre er mit Wayland und Willy und Hank Jr. und einige andere zusammen gekommen, die sich selbst als Banditen bezeichneten, wäre er wohl der Schlimmste von allen gewesen. Er dachte eben, er müsste ein Bandit, ein Outlaw sein, eben wegen seines Images und weil ihn June auf Trapp hielt, ein Christ zu werden. Und von alle dem konnte er einfach nicht mehr loskommen. Wir hatten jede Menge Spaß auf der Straße – 30 Jahre lang war ich mit ihm unterwegs.
C.L.: Wie du weißt, Bob, dass ich ein Wohltätigkeitsprojekt für behinderte und benachteiligte Kinder starte mit dem Namen HelpCharity, www.HelpCharity.info . Unterstützt du behinderte und benachteiligte Kinder oder hast du persönliche Erfahrungen in diesem Bereich?
B.W.: Wie du weißt, kannte ich früher einen kleinen Jungen, der autistisch war. Aber wenn es um Kinder geht, ich unterstütze alle Kinder, ich bin 100% für Kinder. Es tut mir wirklich sehr weh und macht mich wütend all das zu sehen, was da abläuft, auch im Fernsehen. Da gehen Kinder mit Waffen zur Schule und Kinder werden vergewaltigt und ermordet. Und einige von denen sind einfach nur Kinder, so 8 oder 9 Jahre alt. Ich habe eine zehnjährige Tochter. Ich würde sie nicht mal raus zum Briefkasten allein gehen lassen, außer ich wäre draußen und sehe sie, oder sie nebenan gehen lassen, um eine Freundin zu besuchen, außer ich sehe sie, wie sie rübergeht und die Tür hinter sich schließt. Und wenn sie nach Hause kommt, hat sie mich anzurufen, und wenn sie mich draußen sieht, kann sie rauskommen und rüberlaufen. Also ich bin für Kinder, die misshandelt wurden, die behindert sind oder vernachlässigt wurden. Ich bin für Kinder.
C.L.: Bob, du hast so viele Künstler kommen und gehen sehen in deinem Leben. Was würdest du sagen, welcher Künstler dich am meisten inspiriert hat. Und warst du traurig als er aufhörte?
B.W.: Naja, ich würde wohl sagen wollen, es war Johnny Cash. Aber es gab da einen Cowboy, Gene hieß er, ich war ein riesiger Fan von ihm. Er hat mich zum Singen gebracht, aber ich konnte seine Lieder nicht singen, da seine Stimme so anders war. Ich frage mich noch heute, ich habe so viele Menschen getroffen, sie arbeiten fleißig, 25 Jahre und mehr, um ins Musikgeschäft zu kommen. Und wenn sie dann dabei sind, es geschafft haben, dann können sie mit ihrer Berühmtheit oder dem Alltagsgeschäft nicht umgehen. Sie haben sich fast umgebracht, nur um ins Musikgeschäft zu kommen. Und wenn ich Leute sehe, die Drogen nehmen und alles verlieren, was sie haben, und manchmal setzen sie auch ihr Leben aufs Spiel und verlieren dann. Ich frage mich, wie jemand, der das Musikgeschäft kennt, sich so verrennen kann. Ich meine all die Leute, die ich mal bewundert habe und einige waren auch richtig gute Freunde, die nun jede Menge Drogen bis zur Überdosis nehmen, das hält mich fern von dem Zeug. Ich trinke nicht, ich rauche nicht und ich nehme keine Drogen. Ich denke mir, wenn Gott mir nicht die Kraft gibt so etwas zu tun, dann musst ich es auch nicht tun. Ich wundere mich immer noch die ganze Zeit über diese Leute, die immer weiter machen, obwohl sie wissen, was mit ihnen passiert, und zum Schluss kommt dann die Überdosis. Ich bin jetzt bei dem Punkt angelangt,, dass ich mich frage, warum sie das unbedingt tun wollen. Das ist erstaunlich für mich. Sie sehen im Fernsehen die Menschen, die Drogen nehmen bis zur Überdosis, und jetzt folgen sie ihnen und machen es ihnen nach. Solche Menschen sollten nicht unsere Vorbilder sein.
C.L.: Bob, wenn deine Fans mit dir in Kontakt treten möchten, was wäre der beste Weg?
B.W.: Im Moment bin ich auf Tour mit den Tennessee Three, Johnnys alter Band. Wir erhielten die Rechte für den Namen. Eine Zeit lang war ich gemeinsam mit W.S. Holland dabei, aber er ist seinen eigenen Weg gegangen. Er hat die langen Busreisen und so andere Dinge nicht gemocht und er macht jetzt eigene Sachen. Wir haben eine E-Mail-Adresse: scartana@aol.com
Da kann man mich finden, mit mir reden und man kann da auch eine CD kaufen. Und man kann mich buchen für was auch immer gebraucht wird. Manchmal werde ich als Bob Wootton von der Johnny Cash Show gebucht oder als Bob Wootton von den Tennessee Three. Am Anfang war es echt schwer, Leute zu kriegen um das zu realisieren, was ich da mache. Denn die Leute dachten, sie kämen zu einer Instrumentalshow und waren dann eben überrascht, dass ich ein bisschen singen kann. Wir versuchen nicht John zu imitieren. Wir machen unser Ding und der Grund dafür, dass es so klingt ist, dass es der gleiche Sound ist, die gleichen Gitarren und das Schlagzeug und der Bass, wir haben das alles dabei. Wir bereiten uns gerade auf eine dreiwöchige Kanada-Tour vor, in etwa zwei Wochen geht es los und ich freue mich drauf.
C.L.: Vielen Dank für dieses tolle Interview.
B.W.: Ich weiß das zu schätzen, es war toll mit dir zu reden.
Chrsitian Lamitschka (Ch.Lamitschka@t-online.de)
www.MySpace.com/ChristianLamitschka

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