Setzt Dotan mit seiner neuen Single „Numb“ alles auf Neustart? Nicht
ganz. Der in Jerusalem geborene, in den Niederlanden aufgewachsene und
in Amsterdam beheimatete Singer-Songwriter geht aber einen
entscheidenden Schritt weiter. Wir erinnern uns: Im Mai 2015 erschien
auch bei uns Dotans zweites Album „7 Layers“. Ein #1-Bestseller bei
unseren Nachbarn, die gutgemachten Pop traditionell immer unmittelbar
umarmten -vielleicht wegen der größeren Nähe zum Mutterland der
Popmusik.
169 Wochen hielt sich „7 Layers“ in den holländischen Charts und wurde
mit 2-Fach-Platin prämiert. Die Auskopplung „Home“ wurde schließlich
auch hierzulande oft und gerne von den Radiowellen gespielt. Von
einfachen Akustikgitarren-Akkorden getragen, traf die Frage, was das
eigentlichist, Zuhause, einen Nerv.
„Numb“ ist einerseits typisch Dotan: starker, emotionaler Gesang, der
eine Melodie trägt, deren Zugänglichkeit rein gar nichts Beliebiges
vorgibt. Zunächst von Weniger-ist-mehr-Instrumentarium gezeichnet, wird
die Sounddichte in den Strophen immer größer, bevor der Refrain Platz
schafft für einen riesigen Chor. Man sieht vor seinem geistigen Auge
unmittelbar eine Festivalbühne, von der Dotan mittels dieses Chors eine
direkte Verbindung zu zigtausend Zuschauern aufbaut.
Geschrieben hat Dotan „Numb“ zusammen mit Neil Ormandy (Dean Lewis /
James Arthur) und Tim Randolph (Imagine Dragons), in Los Angeles wurde
das Stück von Martin Wiklund produziert und von Grammy Gewinner John
Hanes (Ariana Grande, Lorde, Beck, OneRepublic u.a.) gemischt.
„All I wanted was your real love, but I feel numb“: die starre
Gefühllosigkeit nach der Offenheit ist bitter – und zugleich Treibstoff
für Dotans neues Stück Pop-Kunst. Neu an „Numb“ ist nicht nur der
Produktionsort LA. Dotan kommt auch viel schneller auf den Punkt. Es
wird nicht groß um den heißen Brei herumgeredet oder herumgespielt. Eine
Pianonote reicht diesmal aus, bevor seine eindringliche Stimme in
Führung geht. Halb erstaunt, halb resigniert singt er: „I’ve been lost inside a million eyes, they don’t see me, they don’t know what it’s like.”
Die neue Single markiert den Beginn einer Neuorientierung. Mit „Numb“
zeigt sich der von Folk und Electronic gleichermaßen inspirierte
Song-Meister gewachsener und persönlich offener. Herzlich willkommen
zurück, Dotan!
Foto Credits: Kay Nambiar