Im Februar dieses Jahres startete das Sound Theatre (www.thesoundtheatre.com) in Wels eine Konzertreihe mit der Bezeichnung „Acoustic Cafe“. Als Gastgeberin konnte die aus Kalifornien stammende Liederschreiberin Corrine West verpflichtet werden. Das Konzept dieser Veranstaltung ist ebenso simpel wie genial. Corrine lädt musikalische Gäste aus aller Welt ein und gemeinsam wird musiziert.
Am 14. März war der Tscheche Slavek Hanzlik der Gaststar. Hanzlik ist ein hervorragender Gitarrist, der den Vergleich mit seinen Kollegen aus den USA, mit denen er jahrelang zusammengearbeitet hatte, nicht zu scheuen braucht. Wenn jemand mit Giganten der Akustik-Szene wie Bela Fleck, Stuart Duncan oder Mark Schatz auf gleicher Augenhöhe musizieren kann, weiß man auf welch hohem musikalischen Niveau sich der Prager bewegt. Hanzlik alleine in die Bluegrass-Ecke zu stellen wäre zu kurz gegriffen. Er bedient sich frei aus dem reichhaltigen Spektrum der amerikanischen Musik, von traditionellem Liedgut bis zu Johnny Cash und Duke Ellington. Als Solist eröffnet er den Abend, wobei selbst komponierte Instrumentalstücke mit Cover Versionen abwechseln. Als Sänger präsentiert er sich als Geschichtenerzähler, etwa von der „Yellow Rose Of Texas“ oder dem Outlaw „Jesse James“. Beim traditionellen „Salt Creek“ und einer Adaption einer Duke Ellington Nummer wird er vom profilierten Banjo-Spieler Mojmir Sevcik (Tarras) begleitet. Zum Abschluß des ersten Sets kommt Corrine West auf die Bühne. Gemeinsam intonieren sie den Eagles Klassiker „Peaceful Easy Feeling“ und „I’ve Been Around This World“. Die Harmonien gehen unter die Haut. Nach nur zehn Titeln endet das erste Set auch schon wieder.
Den zweiten Teil des Abends bestreitet hauptsächlich Corrine West. Man merkt deutlich, daß seit dem ersten gemeinsamen Auftritt vor einem Monat die Band mit dem sinnigen Namen Acoustic Cafe Conspiracy und die Sängerin zu einer Einheit verschmolzen sind. Abgesehen von einem Fehlstart beim ersten Lied waren die Darbietungen merklich runder. Sehr zu meiner Freude beinhaltet das Set auch zwei meiner persönlichen Favoriten: die Ballade von „Lily Ann“ und die Geschichte von „Amelia“, einer Prostituierten im Bergwerksmilieu. Corrine West ist auch sichtlich gelöster diesmal. Das Publikum lässt sich zunehmend mitreissen. Nach nur acht Titeln endet eine viel zu kurze Darbietung. Zwei geplante Zugaben gibt es noch. Der mit allen Musikern vorgetragene Bluegrass Klassiker „Little Maggie“, für den der Schlagzeuger zur Mandoline wechselt, begeistert die Zuhörer so sehr, daß Corrine noch zwei weitere Zugaben geben muß. Eine Solo vorgetragene Eigenkomposition und zusammen mit Slavek Hanzlik den John Prine Titel „Paradise“. Letzterer ist ungeprobt und wird vom Stand weg improvisiert. Das macht den Reiz dieser Veranstaltung aus. Dies und die Intimität des Clubs erzeugen eine „Wohnzimmeratmosphäre“, die dem Genuß solcher Musik nur zuträglich sein kann.
Das nächste Konzert dieser Reihe ist für den 12. April vorgesehen. Als Gast tritt der österreichische Country Sänger mit amerikanischen Wurzeln Willie Bell auf.
Siegfried Schneeweiss