Es ist die Rastlosigkeit, die sie antreibt.
Der Drang, niemals stehen bleiben und sich stets weiterentwickeln zu wollen. Das Gefühl, niemals anzukommen und trotzdem ständig da zu sein. Der Glaube, sich erstmal verlieren zu müssen, um sich irgendwann finden zu können.
Im Leben von Y’akoto ist genau diese Rastlosigkeit die Wurzel all ihres Wirkens, der Ursprung all Ihres Seins; und letztlich wohl auch der Grund dafür, warum ihrer Stimme so viel mehr Tiefe, Erfahrung und Leben innewohnt, als einer Sängerin von 23 Jahren unter normalen Umständen eigentlich zustünde. Aber fangen wir von vorne an.
Als Tochter eines Ghanaers und einer Deutschen wurde Jennifer Yaa Akoto Kieck von klein auf zur Kosmopolitin erzogen. Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Ghana und mit Zwischenstopps in Kamerun, Togo und dem Tschad mittlerweile wieder in Hamburg, Lomé und Paris gelandet, ist sie zu einer wahren Wandlerin zwischen den Welten geworden. Zu einer Nomadin, die aus dem Umstand permanenter Veränderung stets Kraft bezogen und ihn als unerschöpflichen Quell ihrer Inspiration verstanden hat. „Die vielen Umzüge, das viele Umherreisen, diese globale Flexibilität – das alles hat mich stark geprägt“, verrät Y’akoto. „Aber ich fühle deswegen keine Zerrissenheit in mir. Im Gegenteil: Erst all die vielen Stationen, Eindrücke und Erfahrungen zusammen ergeben ein großes Ganzes. Mein großes Ganzes.“ Und diese Aussage trifft wohl auch auf ihren bisherigen Werdegang als Musikerin zu, der sich ähnlich aufreibend und facettenreich darstellt wie ihr bewegtes Privatleben.
Schon immer hat Musik Y’akotos Leben bestimmt: Ihr Vater war ein bekannter Highlife-Musiker, sie selbst bekam früh Klavierunterricht. Im Alter von 13 Jahren sang sie erstmals in einer Band, mit deren ausufernder Mischung aus Rock, Reggae, Soul und Funk sie erfolgreich durch Jugendclubs tingelte und diverse Bandwettbewerbe gewann. Mit 16 zog es sie im Zuge pubertärer Wechselhaftigkeit kurzzeitig in elektronische Gefilde, bis sie als 18-jährige in einer neuen Formation landete – bestehend aus Beatbox, Gitarre, Bass und Gesang. „Der musikalische Wendepunkt kam dann allerdings erst mit 20“, parallel zu einer vor kurzem erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zur staatlich geprüften Tanz-Pädagogin, erinnert sich die Sängerin und meint damit ihre Entpuppung zur Solokünstlerin Y’akoto. Konkret heißt das: Weniger Experimente, mehr Konzentration aufs Wesentliche. Kein zwanghaftes Streben nach Innovation, sondern eine Fokussierung auf die Essenz. Kurzum: Effektivität trifft Avantgarde. „Heute geht es mir vor allem darum, mit meinen Songs Geschichten zu erzählen. Deswegen ist der Sound sehr reduziert. Nichts ist zu viel. Ich habe bei dieser Platte sehr darauf geachtet, dass es stets pur bleibt.“ |