AB Syndrom Interview von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

AB Syndrom Interview von Christian Lamitschka für Country Music News International Magazine & Radio Show

Würdet ihr euch bitte unseren Lesern vorstellen und uns etwas über euren bisherigen Werdegang erzählen?

Wir
sind AB Syndrom aus Berlin, machen experimentelle elektronische
Popmusik mit deutschen Texten. Uns gibt es seit 2011 und wir haben
seitdem drei Alben rausgebracht, auf denen wir unseren Sound konsequent
weiterentwickelt haben. Wir waren mal zu viert, sind jetzt nur noch zu
zweit und haben die anderen beiden mit Elektronik ersetzt, wobei wir
immer noch alles live (d.h. ohne Backing Track o.ä.) spielen. 2020 kommt
das nächste Album. Und derzeit sind wir in Südostasien auf Tour
(genauer gesagt, im Flugzeug von Hong Kong nach Manila).

Wie war das letzte Jahr für euch? Gab es besondere Highlights?

Im
letzten Jahr sind wir ein ganzes Stück gewachsen. Mit unserem Feature
mit Mine waren wir im Neo-Magazin Royal und anschließend auf Tour und
haben die größten Konzerte jemals gespielt, zum Beispiels im Huxleys in
Berlin vor 2000 Leuten. Und die Tour hier in Asien ist auf jeden Fall
ein ziemliches Highlight für sich alleine.

Was habt ihr gemacht, bevor ihr ins Musikgeschäft eingestiegen seid?

Wir
machen seitdem wir 12-13 sind Musik und seitdem ist das auch unsere
zentrale emotionale Ausdrucksform. Den zeitlich abgegrenzten Einstieg
ins Musikgeschäft gab es daher nicht so wirklich. Andererseits machen
wir beide auch noch andere Dinge: Bennet macht Design und Anton
trainiert künstliche neuronale Netze.

Es
gibt viele Musik Fans in Europa, die zum ersten mal etwas über euch
Erfahren. Wie würdet ihr eure Musik jemandem beschreiben, der noch sie
noch nie zuvor gehört hat?

Erstmal
machen wir experimentelle elektronische Popmusik mit deutschen Texten.
Dabei versuchen wir neue Sounds zu finden, die der Emotionalität der in
den Songs beackerten Themen entsprechen. Das heißt, dass das wir
meistens von klassischer Instrumentierung abweichen und digitale
Klangexperimente als Basis für unsere Songs benutzen. Das klingt jetzt
sehr nach verschmorten Haaren im Chemielabor, ist aber trotzdem zuweilen
einigermaßen poppig. <=3

Gebt euch das mal.

Eure
aktuelle Single „Somnambul“ wird zur Zeit im Radio gespielt. Was glaubt
ihr, ist das besondere an diesem Lied, das die Leute zum hinhören
bringt?

Wahrscheinlich
können sich die Leute mit dem Thema sehr gut identifizieren. Der
Zustand des Schlafwandeln zwischen Traum und Wirklichkeit wird für viele
gerade  zum zentralen Zustand im Leben—ob als Entkommen vor
gesellschaftlichen oder ganz privaten Realitäten.

Und
mal abgesehen davon ist der Sound wahrscheinlich ungewöhnlich genug um
hellhörig zu machen aber nicht verstörend genug um abgestoßen zu werden.

Zu unserer eigenen Überraschung machen wir also tatsächlich Radiomucke.

Wer sind eure musikalischen Vorbilder und wo liegen eure musikalischen Wurzeln? 

Bennet hat früher in Bigbands gespielt, Anton in Jazz und Latin Bands.

Beide
haben Funk gemacht. Später wurden wir dann viel vom UK Sound
beeinflusst. Und durch das rückgezogene Arbeiten am Laptop (und
anklingende soziophobe Tendenzen) haben wir uns immer mehr auf digitale
Klangsynthese eingeschossen.

In
letzter Zeit inspirieren uns vor allem Leute wie SD Laika. Und die
Zusammenarbeit mit unserer Freundin Linh Ha For Now, die
avantgardistische elektronische Musik mit traditionellen vietnamesischen
Elementen verbindet, hat sicherlich langanhaltende Spuren hinterlassen.

Gibt es irgendeinen Ort an dem ihr gerne spielen würdet, aber bist jetzt noch nicht die Gelegenheit hattet?

Berghain (also Berghain-Berghain. In der Kantine haben wir schon gespielt.)

Das
Internet spielt eine immer größere Rolle im Musikgeschäft. Hat es euch
geholfen oder hat es euch behindert? Wie würdet ihr euch die zukünftige
Entwicklung wünschen?

Uns
hat das Internet sicher geholfen. Gerade erst haben wir durch Zufall
herausgefunden, dass eine Gruppe von Jugendlichen in Manila eine ganze
Reihe unser Songs gecovert haben. Das wär alles unmöglich auf
klassischen Vertriebswegen ohne das Internet. Genauso wäre es ohne
Internet unmöglich, mit den ganzen Menschen die wir auf unserer
derzeitigen Tour kennenlernen in Kontakt zu bleiben und sie mit unserem
neuen Material zu versorgen.

Andererseits
wäre es sicher wünschenswert, wenn Künstler in Zukunft stärker an den
Umsätzen der Digitalwirtschaft beteiligt werden würden. <3

  

Wenn ihr die Möglichkeit hättet, etwas im Musikgeschäft zu verändern, was würde es sein?

Mehr
Frauen, mehr Diversität, mehr Verantwortung der Industrie für
Zukunftsgewandte Musik und Weltanschauung. Und mehr Mut für
avantgardistische Ansätze, vor allem in der deutschsprachigen
Musiklandschaft. Und kein Fußbreit dem aufkommenden Faschismus. Danke.  

Als ein Künstler muss man so viele Dinge machen, wie Studio-Aufnahmen, eine Tour, Interviews etc. Was liegt euch am meisten?

Songs
schreiben und danach zu sehen, was anscheinend unterbewusst in einem
vorgeht ist sicher einer der spannendsten Momente. Und wenn in einem
Konzert sich die Energie von uns zum Publikum und zurück in einem fiesen
Feedbackloop hochschaukelt, ist das eigentlich kaum zu toppen.

Photo Credit- Anne Ludwig

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