23. Country Night Gstaad 2011

23. Country Night Gstaad 2011
Freitag, 9. September 2011
„Ladies first“ hieß es bei der diesjährigen Country Night im schweizer Nobelort Gstaad, das bereits zum 23. Mal über die Bühne ging. Es ist den Veranstaltern gelungen ein sehr abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen und das auf hohem Niveau.
Pünktlich um 19:00 Uhr beginnen die Schwestern Morales, Lisa und Roberta, aus Texas. Ihre musikalischen Einflüsse kommen aus den unterschiedlichsten Richtungen, bekamen sie doch als Kinder so ziemlich alles zu hören, von Jimi Hendrix bis zu Klassik. Sie boten Tex-Mex vom Feinsten. War der Sound zunächst noch nicht ganz optimal, so besserte sich das zum Glück. Sie boten Stücke von allen ihrer 4 Alben dar. Ihre neueste CD „Talking To The River“ wurde von Steve Berlin (Los Lobos) produziert. „It’s Time“ und „I Won’t Stand Still“ von diesem Album standen weit vorne im Programm. Diese sind durchwegs modern arrangiert, teilweise rockig und durchwegs vergleichbar mit der Musik von Los Lobos. Den größten Publikumszuspruch erlangen sie jedoch mit den traditionellen mexikanischen Volksliedern. „El Talisman“, „Ay Jalisco“ oder das bekannte „Cucurrucucu Paloma“. Ich kann mich nicht erinnern von letzterem eine schönere Version je gehört zu haben. Perfekte Harmonien, wunderschön instrumentiert – Harmonika, Trompete und die umwerfende akustische Gitarre im mexikanischen Stil gespielt. Da bekomme auch ich Gänsehaut. Nach gut einer Stunde endet eine kurzweilige Show. Der Abend hat also schon vielversprechend begonnen. Leider ist der Auftritt in Gstaad der letzte, den die Schwestern gemeinsam bestreiten. Sie wollen sich in Zukunft ihren Solo-Karrieren widmen.
Nach kurzer Pause beginnt der Auftritt des zweiten „female act“ des Abend, die Newcomerin Laura Bell Bundy. Eine „Newcomerin“ ist sie allerdings nur in der Country Szene. Die 1981 geborene Künstlerin stand schon im Alter von 9 Jahren erstmals im Rampenlicht. Sie trat in der New Yorker Radio City Music Hall in einer Weihnachts-Show als Tänzerin auf der Bühne. Im zarten Alter von 11 gewann sie bereits einen Preis für ihre Mitwirkung im Musical „Ruthless“. Zunächst blieb sie dem Musical treu. Erst 2010 veröffentlichte sie dann ihr Debütalbum „Achin‘ & Shakin‘ „ bei Mercury Nashville. Man durfte gespannt sein. Als erstes betritt die Band die Bühne. Zwei schwarze Chorsängerinnen, eine Rhythmusgruppe, die ebenfalls von Schwarzen besetzt ist. Ist das eine Soulgruppe? Der Einfluß dieser Musikrichtung ist unüberhörbar. Ist die Sängerin doch musikalisch geprägt von eben der Soulmusic, die ihr Vater gehört hat und der Country Music, die ihre Mutter gehört hat. Bei der Show fügt sich das zu einem Ganzen: Die Country und Soul Music und die Einflüße vom Broadway, die sich in Tanzeinlagen manifestieren. Eine Stepdance Einlage in einer Country-Show ist vermutlich einzigartig. Eine Country-Pop Show, die mit offensichtlicher Spielfreude dargeboten wird. Da gibt es die flotten Titel von ihrem Album, wie „I’m No Good“ oder „Giddy On Up“, die einfach Spaß machen. Ihre samtweiche Stimme ist aber auch für Balladen geeignet. Etwa „That’s What Angels Do“, obwohl das textlich eher ein amerikanisches, als europäisches Publikum anspricht. Ein Highlight der Show ist ihr „9 To 5 Medley“, in dem sie Lieder ihrer musikalischen Vorbilder zusammengefaßt hat. Diese reichen von Dolly Parton über Shania Twain bis zu Aretha Franklin. Auch ihr gelingt es das Pulikum für sich zu gewinnen. Es gibt sogar 2 Zugaben: „Proud Mary“ und „Let’s Pretend We’re Married“.
Als nächstes am Programm stehen das Duo Dailey & Vincent. Derzeit sind sie die angesagteste Gruppe in der Bluegrass-Szene. Seit ihrer Gründung vor 4 Jahren erhalten sie von der IBMA einen Preis nach dem anderen: Album Of The Year, Vocal Group Of The Year, Male Vocalist Of The Year (Jamie Dailey), Entertainer Of The Year, um nur einige zu nennen. Beide Musiker erlernten ihr Handwerk von profilierten Musikern. Beide begannen bereits im Kleinkindalter zu musizieren. Jamie Dailey war lange Mitglied von Doyle Lawson’s Quick Silver Band. Darrin Vincent arbeitete mit Ricky Skaggs und seiner Schwester Rhonda Vincent. Als Mitglied sowohl von Ricky Skaggs‘ Band als auch mit seiner Schwester trat er bereits vorher in Gstaad auf. Bluegrass Music kommt in Gstaad erfahrungsgemäß immer gut an. Vor allem, wenn der Standard so hoch ist. Die Band selbst besteht auch aus hochkarätigen Musikern. Der Fiddler stammt von den Cherryholmes, ebenfalls einer Bluegrass Band. Christian Davis (Gitarre, Bass Gesang) ist als Bass-Sänger eine Klasse für sich. Wenig überraschend kommt er aus der Gospelszene und war Mitglied der Gruppe Sound Of Liberty. Ergänzt wird die Gruppe noch von Jeff Parker an der Mandoline und Harmonie Gesang, der zuvor schon bei Train 45 und der Lonesome River Band gespielt hatte. Last but not least das jüngste Mitglied, der erst 22 jährige Joe Dean am Banjo. Neben reinem Bluegrass interpretierte die Band auch akustische Country Music, Duette und a capella Quartett Gesang. Es gab eine „high speed“ Version von „Fire On The Mountain“. Dieser Standard wurde derart schnell gespielt, daß es so klang, als würde man eine Aufnahme zu schnell abspielen. Unglaublich! Als Renner beim Publikum entpuppte sich ihre Interpretation von „Country Roads“, bei dem die Leute auch den Refrain übernahmen und mitsangen. Das war wohl ein Zugeständnis an den Geschmack des europäischen Publikums. Das Lied kennt wirklich jeder. Ein Höhepunkt der Show war auch ihre Interpretation von Liedern der Statler Brothers. Sie haben ja eine ganze CD mit Liedern dieser Country-Gruppe veröffentlicht. Die Harmonien sind so nahe am Orginal, daß man sie bei weniger genauem Zuhören verwechseln könnte. Für ihre Cover-Version von „Elizabeth“ der Statler Brothers wurden sie sogar für einen Grammy nominiert. Eine Ballade über eine Vater-Sohn Beziehung, das als möglicher Anwärter für ihr neues Album gehandelt wurde kam so gut an, daß sie einen Teil sogar wiederholen mußten. Alles in allem eine gelungen, abwechslungsreiche Show.
Es ist schon kurz vor Mitternacht, als der Headliner auftritt, Trace Adkins. Mit 1,80 m Größe und athletischem Körperbau eine imposante Erscheinung. Beeindruckend ist auch seine Stimme. Musikalisch ist er sehr „southern“ mit starkem Southern Rock Einschlag. Es mag wohl an der fortgeschrittenen Stunde liegen, und vielleicht ist es manchen auch zu laut, jedenfalls verlassen während seines Auftrittes einige die Veranstaltung. Das habe ich in Gstaad so auch noch nie erlebt, auch wenn es schon vorgekommen ist, daß der Headliner nicht derjenige war, der den größten Applaus erhalten hatte. An der musikalischen Darbietung kann es nicht gelegen sein. Die war tadellos. Es fehlte auch kein Hit. Im Gegenteil, es war sogar ein Hit-Feuerwerk: „Swing“, „Chrome“, „Ladies Love Country Boys“, „Every Light In This House“, „Songs About Me“, „Honky Tonk Badonkadonk“ um nur einige zu nennen. Neben den Hits stellte er auch ein paar Titel seiner neuen CD „Proud To Be Here“ vor: „Just Fishin‘“ und „Million Dollar View“. Sein Plattenlabel wollte ein rockigeres Album. Auch das kann die Band mit Überzeugung darbieten. Dennoch gelang es nicht das Publikum restlos zu begeistern. Die Reaktionen blieben im Vergleich zu den vorhergegangenen Bands gedämpft. Das kann nicht einmal eine spontane Tanzeinlage von Laura Bell Bundy und eine ihrer Chorsängerinnen ändern. Es bleibt dem Sänger nur zu wünschen, daß am Samstag ein enthusiastischeres Publikum anwesend ist. Verdient hätte er es.
Siegfried Schneeweiss

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